…oder wie ich versuchte, in Asien meine Unschuld zu verlieren.
«Beglüssungsolchidee», blökt sie mir ins Ohr und stopft mir das Teil unnötig kraftvoll in die Nase. Ich drehe mich zu Boaz um. Sein schlummernder Wanst scheint unberührt ob der unsanften Störung. Das teigige Gesicht klebt noch immer an einem gelben Reisekissen, nur seine Begrüßungsorchidee baumelt hinfällig an seinem Kinn, sie klammert sich mit letzter Kraft an den seidenen Faden des Sabbers.
Seufz.
«Wir sind da», verkünde ich und berühre sachte die Spitze seines kleinen Fingers. Ihm entfährt ein feuchter Schnarchlaut, dann fährt er urplötzlich aus dem Sitz wie eine Wurst aus der Pelle und saugt den Sabber zurück in die Krateröffnung seines Mundes, was die Orchidee, ihrer schleimigen Stützbrücke beraubt, prompt in die Tiefe segeln lässt. Er schenkt mir ein mundgeruchgetränktes Grinsen, und trotz der drallen Feistheit seiner Visage muss ich zurücklächeln.
Wir sind angekommen.
Aus: Iris Bahr „Moomlatz oder wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren“. Frederking & Thaler, 2007
An der Übersetzung gibt es nichts zu mäkeln, mit Verve bringt Andrea O’Brien den überdrehten Sound ins Deutsche. Das ist mit ganz großer Klappe erzählt. Langweilig ist es nie.
(Tobias Rapp auf DeutschlandRadio Kultur)
Es ist die unkomplizierte, humorvolle und mitunter mit einer tüchtigen Prise Umgangswörtern gewürzte Sprache, die Bahrs Erinnerungen so eindrücklich machen und – Andrea O’Brien sei Dank – durch die Übersetzung nicht gelitten haben.
(Leserstimme auf Amazon)
Iris Bahr: Die Frau, die nie wieder Jungfrau sein wollte. FAZ, 2007
Beitragsbild (Coverfoto) © Frederking & Thaler